HSV entlässt Bruno Labbadia – doch was ändert das?
Wie nicht anders zu erwarten hat der HSV sich am Sonntag (26.09.2016) von Cheftrainer Bruno Labbadia getrennt. Trotz der guten Leistung am Vortag gegen Rekordmeister Bayern München (0:1) – letztlich aber der 4. Niederlage im 5. Spiel der Saison – musste er zum 2. Mal nach 2010 vorzeitig die Hansestadt verlassen. Für Sportchef Dietmar Beiersdorfer war der Schritt nach der miserablen Bilanz der letzten 22 Spiele „notwendig“. Wie geht es jetzt weiter und sind wirklich die Trainer an der MIsere des HSV schuld?
Labbadia zum 2. Mal nach 2010 als Trainer beim HSV gescheitert
Für den Cheftrainer des HSV Bruno Labbadia war dieser Samstag (25.09.2016) im Heimspiel gegen den FC Bayern München (0:1) das letzte Spiel als Verantwortlicher der Hanseaten. Wie bereits im Vorfeld spekuliert wurde, entließ Sportchef Dietmar Beiersdorfer den tapferen Burno Labbadia nach insgesamt 529 Tagen als Trainer beim Hamburger SV.
Trotz einer durchaus ansprechenden Leistung gegen den Rekordmeister, aber wieder einmal kaum Torgefahr – und der nunmehr 4. Niederlage im 5. Spiel der noch jungen Bundesliga-Saison war Labbadias Schicksal damit besiegelt.
Es war allerdings auch nicht das erste Mal, dass er beim HSV gescheitert ist. Bereits im Jahr 2010 wurde er nach ebenfalls ungenügenden Leistungen der Mannschaft seines Amtes enthoben.
Beiersdorfer: „Schritt notwendig“
Laut Sportchef Dietmaar Beiersdorfer war dieser „Schritt notwendig“, da die Bilanz des HSV saisonübergreifend mehr als zu Wünschen übrig lässt.
Aus diesem Grund erklärte Beiersdorfer seine Entscheidung folgendermaßen:
Natürlich liegt es in meiner Verantwortung, die Entwicklung des Klubs und die sportliche Entwicklung unserer Mannschaft zu betrachten. Wir haben in den letzten 22 Spielen 20 Punkte erzielt. Haben von den letzten fünf Partien die letzten vier verloren. Stehen mit einem Punkt am 17. Tabellenplatz, sind möglicherweise heute Abend letzter.
Letzter sind sie zwar aufgrund des noch schlechteren Saisonstarts von Schalke 04 (verloren am Sonntagnachmittag 1:2 gegen 1899 Hoffenheim und bleiben bei 0 Punkten) nicht, aber der „Bundesliga-Dino“ sitzt schon zu Saisonbeginn wieder im Tabellenkeller fest.
Sportlich gesehen ist die Entscheidung des Vorstandsvorsitzenden durchaus nachvollziehbar, doch trifft ihm nicht eine weitaus größere Schuld als er zugibt?
Enormer Trainerverschleiß, Millioneninvestitionen ohne Erfolg
Verfolgt man die Leistungen und Entwicklung der einstigen „Größe“ der Bundesliga in den letzten Jahren, sieht man keinerlei ansteigende Kurve. Seit nunmehr vier Jahren spielt der HSV regelmäßig gegen den Abstieg, hat für 87 Millionen Euro Spieler geholt, von denen ein Großteil keinerlei Effekt hatte. Die Schulden des Vereins belaufen sich auf 91 Millionen Euro und es gibt trotz der erneuten Millioneninvestitionen von 30 Millionen Euro in neue Spieler in dieser Saison keinen wirklichen Lichtblick.
Zudem konnte man in den letzten Wochen beobachten wie die Vereinsführung – wie so oft – immer mehr vom Trainer abgerückt ist. Ihm fehlte ganz klar die Rückendeckung. Die Entlassung am Sonntag war keine Überraschung mehr.
Beiersdorfer hat in den vergangenen Jahren nunmehr 4 Trainer verschlissen und außer die abgewandten Abstiege (2 mal nur in der Relegation) nichts Zählbares vorzuweisen. Großinvestor Kühne will für seinen jährlichen Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe irgendwann mal etwas sehen. Doch sportlich kann man keine wirkliche Entwicklung erkennen.
Zumindest bei der Auswahl der Trainer hat Beiersdorfer somit hier versagt, denn perspektivisch war – mit Ausnahme von Josef Zinnbauer – keine seiner Besetzungen. Diese kritische Betrachtung muss sich Beiersdorfer nun gefallen lassen. Bruno Labbadia war in dem Sinne jene Personalie, die man bei Misserfolg zuerst „entfernt“. Hätte das nicht auch Beiersdorfer „verdient“ – zumindest wenn man ihn an seinen „Leistungen“ misst?
Wie geht es weiter mit dem Dino?
Bereits vor der offiziellen Entlassung von Labbadia wurden eine Vielzahl von Trainer für den HSV gehandelt. Der heißeste Kandidat ist nun wohl Markus Gisdol (ehemals 1899 Hoffenheim). Er schaffte es schon bei Hoffenheim, eine neue Spielphilosophie mit zahlreichen neuen, jungen Perspektivspielern aufzubauen.
Dietmar Beiersdorfer bestätigte am Sonntag erste Gespräche:
Es gab Gespräche, aber es gibt noch keinen rechtsgültigen Vertrag.
Doch auch dieser Trainer wird letztendlich an Erfolgen gemessen werden. Sollten sich diese nicht unmittelbar einsstellen, wird es auch für Gisdol schwer. Ob er sich das antun will? Der HSV war in den letzten Jahren – ähnlich wie Schalke 04 – eher ein „Schleudersitz“. Zeit bekommt man bei diesen Vereinen nicht. Allerdings hat Schalke 04 im Vergleich zum HSV regelmäßig die Kurve bekommen und sich auch fürs internationale Geschäft qualifiziert. Davon kann man aktuell beim HSV nur träumen.
Der Mangel an Realität hatte sich bereits vor Saisonstart wieder manifestiert, als Investor Kühne davon sprach das der HSV am Ende der Saison einen Platz zwischen 6 und 8 belegen sollte. Aktuell ist man davon genauso weit entfernt wie von der Deutschen Meisterschaft.